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Depression
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    Luca



    Depression; Das Monster aus der Tiefe


    Zu meiner Person:

    Stell dir vor, du schwimmst in einem See. Inmitten der Idylle geniesst du den Auftrieb des warmen Wassers. Es umgibt dich, lässt dich schwerelos und ewig fühlen.

    Alles um dich herum strahlt Farbe, strahlt Freude aus. Vögel zwitschern ihre schönsten Lieder, der Wind bläst über das Wasser, dich und die Wiesen und Bäume rund um den See. Um dich herum sind viele Leute die dir nahe stehen, sie lächeln dich an.

    Du fühlst dich verstanden, glücklich, unsterblich. In diesem Moment gibt es nichts schöneres, nichts besseres.

    Du schliesst langsam deine Augen, versuchst den Moment intensiver zu geniessen. Aber anstatt Gefühle wahrzunehmen denkst du an die Zukunft, was sein könnte. Dunkle Gedanken, Angst kommen in dir auf.

    Du öffnest die Augen. Alles wird grau. Die Menschen um dich herum sind verschwunden, die Farben verblassen, es wird still und kalt. Irgendetwas packt dich am Bein. Du gerätst in Panik, windest und zappelst, wehrst dich. Alles hat keinen Sinn, das Etwas im Wasser umklammert dich nur noch fester.

    Es wird immer dunkler, düsterer. Die schönen, warmen Gefühle von früher geraten immer mehr in Vergessenheit. Du wirst unter Wasser gezogen. Hier fühlt es sich kalt und einsam an. Niemand ist da, nur du und das Monster, welches dich immer weiter runter zieht. Je tiefer du kommst, desto düsterer wird deine Umgebung.

    Es ist still, dunkel. Du wehrst dich immer weiter. Du weisst jedoch, dass es nichts bringt. Die Kälte betäubt dich, fühlen kannst du längst nicht mehr. Es wird schwarz. Du weisst nicht mehr wo du bist, wer du bist und welchen Sinn das Ganze überhaupt hat. Das Monster umarmt dich.

    In seiner Umklammerung fühlst du eine wohlige Vertrautheit. Du verlierst Motivation, Hoffnung, Liebe. Langsam wirst du müde, willst nur noch schlafen und alles vergessen. Das Monster ist dein einziger Freund in der schwarzen Tiefe.



    Erinnere ich mich an die Zeit, in welcher meine Depressionen am stärksten waren, so habe ich dieses Bild vor Augen. Ich war 17 als ich feststellte, dass ich bereits in die Tiefe gezogen werde. Damals hatte ich nicht unbedingt eine einfache Zeit.

    Viele Freunde wendeten sich von mir ab, ich war in der finalen Phase meiner Lehrzeit und hatte wenig Aussicht auf einen Job nach der Ausbildungszeit. Besonders nach dem Lehrabschluss bemerkte ich, wie tief ich überhaupt schon in den Depressionen steckte.

    Ich wollte nichts mehr unternehmen, fühlte mich ständig müde und weinte oft darüber, dass ich nichts fühlte ausser einer Taubheit. Das Monster umschlang mich bereits. Nachdem ich auf den letzten Drücker einen Arbeitsvertrag bei meinem alten Lehrbetrieb bekam, dachte ich, dass nun alles wieder besser werden würde.

    Aber das Monster liess mich nicht mehr los. Ich war gefangen in einem Alltag, welcher grauer nicht sein konnte. Ich verlor mich immer mehr, stellte mir gleichzeitig aber die Frage, was so ein Leben überhaupt bringt.

    Ich war gefangen in meinen Gedanken, meiner Angst vor der Zukunft, meiner Einsamkeit. Ich hatte das Gefühl, dass niemand mich so akzeptieren würde, wie ich bin. Ich war anders, niemand konnte mich verstehen. Hinzu kam, dass ich mir nicht eingestehen wollte, dass ich an so etwas wie einer Depression leide.

    Ich versuchte mich abzulenken, ging zu dieser Zeit viel aus und versuchte, meine Gedanken im Alkohol zu betäuben. Ich wollte das alles nicht, ich versuchte mich zu wehren.



    Nach ungefähr eineinhalb Jahren, in denen es mir vorkam als ob ich mein Leben nur träumen würde, nicht aber fühlen konnte, akzeptierte ich, dass ich an Depressionen leide. Ich hörte auf, mich gegen das Monster zu wehren. Ich sammelte meinen Mut und umarmte es stattdessen.

    Als Reaktion darauf lockerte sich die Umarmung des Monsters. Ich war imstande, aufzuwachen und mich zu orientieren. Während dieser Zeit merkte ich, dass ich mit meinem Leben unzufrieden war, dass sich etwas darin verändern sollte. Ich kündigte meinen Job, ohne zu wissen was ich in Zukunft machen soll.

    Ich schaute dem Monster direkt in die Augen, es lächelte und lockerte seinen Griff. Die Entscheidung, alles aufzugeben und in eine offene Zukunft zu blicken, bezeichne ich heute, fünf Jahre später, als Schlüsselmoment. Seit dieser Zeit habe ich keine Angst mehr vor der Zukunft. Ich habe erkannt, dass es immer weiter geht, dass mir niemand Ketten auferlegt hat ausser ich selbst.

    Ich habe nicht nur die Depression in mir akzeptiert, sondern jegliche Facetten an mir selbst gegen welche ich viele Jahre angekämpft habe: Meine Sexualität, meine Überzeugungen, meine Interessen, mein wahres Ich. Durch die Reise durch Neuseeland lernte ich vieles an mir selbst kennen und stellte vor allem fest, dass man auch allein sein kann, ohne einsam zu sein.

    Heute studiere ich das, was ich schon lange wollte. Ich habe mich selbst akzeptiert und lebe mein Leben so, wie ich es will. Der Kampf gilt heute nicht mehr dem Monster, sondern dafür, so sein zu können wie ich wirklich bin.

    Ich habe nicht nur das Monster akzeptiert, sondern auch mich selbst. Allerdings hat mich das alte Ungeheuer nicht losgelassen. Er hält mich immer noch am Fuss fest und zieht mich runter sobald ich anfange mich zu wehren. Ich weiss, dass ich die Depression nicht ganz überwinden kann, aber für mich ist das ok.

    Den auch die Tage, an denen ich nicht an der Oberfläche des Sees schwimme, welche nicht vor Farben strahlen, welche tonlos sind und taub, auch diese gehören dazu, jedoch ziehen sie mich längst nicht mehr so runter wie sie es früher taten.

    An diejenigen, die sich im Griff des Monster befinden: Kämpft, aber versucht erst zu akzeptieren, dass dieses grosse, bedrohliche Ungetüm ein Teil von euch ist. Kämpft dafür, aufzutauchen, nicht das Monster zu erledigen.

    Ändert das, womit ihr unzufrieden seid. Ihr seid nicht allein. Sucht jemanden, der euch nahesteht und versucht, euch zumindest dieser Person zu öffnen. Kämpft dafür, die Farben wieder zu sehen und die Vögel zu hören, den Wind zu spüren.

    Erinnert euch an das Gefühl. Kämpft dafür, euch selber zu sein, nicht jemand sein zu müssen. Es geht immer weiter, keine Situation bleibt ein Leben lang.

    Denn jeder, der diese grausame und unfaire Erfahrung macht verdient das Schöne, Friedliche. Die Lebensfreude wird viel intensiver wahrgenommen wenn man das Gegenteil erfahren hat.



  • David

    David


    Zu meiner Person


    Seit gut drei Jahren bin ich in den Bereichen Promo, Marketing und Booking einer Konzert- und Booking-Agentur in Zürich tätig, habe sozusagen meine Liebe zur Musik zum Teil meines Berufs gemacht.

    Vorher arbeitete ich nach Abschluss der Matur für einige Zeit im journalistischen Bereich. Wochenzeitung und Regionalfernsehen in Biel, Online Redaktion bei den AZ Medien und kulturelle Inhalte beim Online Magazin Negative White.

    Meine Geschichte


    Den eigentlichen und tief greifenden Auslöser für meine Ängste und psychischen Verletzungen zu finden, wirkt auf den ersten Blick nicht schwierig. Mein Vater nahm sich das Leben als ich gerade mal drei Jahre jung war.

    Mein Bild von ihm als Menschen beruht sich auf Fotos aus guten Zeiten und den Erzählungen naher Verwandter. Vorneweg natürlich meiner Mutter, die nicht nur den Selbstmord ihres Ehemannes ertragen und verarbeiten musste, sondern auch auf einen Schlag alleine um das Wohl ihres Kindes zu sorgen hatte.

    Doch trotz diesem schweren Einschnitt wuchs ich geborgen und in Frieden auf, baute zwar durch die Güte meiner Mutter und dem fehlenden Vaterteil eine äusserst emotionale und sensible Seite auf, doch fühlte mich nie verloren oder nicht Mannes genug für diese Welt.

    Bis nach meinem sechzehnten Lebensjahr ging ich was meinen Vater anbelangt stets von einem natürlichen Tod aus, habe nie bewusst nachgefragt, was passiert ist. Bis ich durch einen blöden Zufall auf die Worte einer Verwandten stiess, aus welchen zu lesen war, dass er sein Leben bewusst beendet hatte.

    Da war ich also, irgendwo zwischen Teenager- und Jugendzeit und musste feststellen, dass sich mein Vater nicht nur gegen sein Weiterleben entschieden hatte, sondern gewissermassen auch gegen seine Familie.

    Gegen meine Mutter. Gegen Mich. Und da kam auf einmal die Frage auf, welche mich in den letzten Jahren und den vergangenen Abgründen sowie den damit verbundenen Schmerzen immer wieder beschäftigte: Warum?

    Mittlerweile suche ich nach keiner Antwort mehr bezüglich Selbstmord. Zu sowas gibt es meiner Meinung nach keine. Jedenfalls nicht eine, welche diesen Akt befürworten und vollends erklären würde.

    Aber etwas, dass mich damals nebst der Frage nach dem Warum beschäftige, war die Angst, dass ich selbst davon betroffen sein könnte, dem Druck der Welt nicht gewachsen zu sein.

    Ich hatte schon immer den Hang mich zu sehr in Dinge reinzusteigern, mich regelrecht in sie zu verbeissen. Sei dies eine Sportart gewesen, den Drang abzunehmen, Bestnoten abzuliefern oder wie ich feststellen musste mich in Beziehungen zu verlieren, mich regelrecht aufzugeben.

    Letzteres war nicht von Beginn an der Fall. Mit meiner ersten Freundin war ich mehr als drei Jahre zusammen und ich muss rückblickend sagen, dass es bis anhin die gesündeste Beziehung war, die ich je geführt hatte.

    Es war die darauffolgende Beziehung, welche im Verlauf der Zeit den Wahnsinn in mir wachsen liess. Mit meiner sensiblen und hilfsbereiten Art hatte ich mehr und mehr das Gefühl die Lösung für alle Probleme meiner Partnerin zu sein.

    Je mehr ich von ihren Abgründen erfuhr, desto mehr fühlte ich mich dazu verpflichtet, diese zu beseitigen. Was jedoch zur Wirkung hatte, dass sie sich zwar gestärkt und in ihrem Unheil bestätigt fühlte, ich mich aber mehr und mehr unter all der Schwere und Wahrheiten auflöste.

    Bis auf einmal ich psychisch angekratzt war und mich schwach fühlte. Nur: Wer will schon einen solch gebrochenen Partner an seiner Seite? Es folgte die Trennung, es folgte der Zusammenbruch.

    18 Jahre war ich alt, hatte die Berufsmaturität abgeschlossen, war voller Freude über meine Beziehung und fieberte auf mein Journalismus Studium in Winterthur hin. Doch aufgrund der Trennung und der davorgehenden Monate Kampf um was nicht mehr zu sein schien, war nicht nur ein Grossteil der Freude verflogen, sondern auch meine Energie.

    Ich fühlte mich leer und wie ein Stück Dreck dahingeschmissen, lenkte mich durch unnötig viele Reisereien ab, trank zu viel Alkohol, tat aus lauter Verzweiflung und Wut so manch Unschönes und endete mit einer derben Panik Attacke in Amsterdam.

    Der Panikattacke nicht genug stand ein paar Tage darauf mein Studiumsbeginn an. Doch mein Körper und mein Geist hörten nicht auf zu rasen. Ich halluzinierte und fühlte mich auf allen Ebenen beobachtet, hatte Schweissausbrüche, immer wieder Panikschübe und traute selbst meinen Eltern nicht.

    Es folgte ein Besuch im Notfall, wo schnell klar wurde, dass ich durch all den Stress und den wochenlangen Schlafmangel in einer Psychose geendet war.

    Das war der Anfang auf dem Weg zum Tiefpunkt. An Studieren, Konzentrieren und Lernen war in diesem Zustand kaum zu denken. Die Beruhigungsmittel, welche ich verschrieben bekam, knockten mich eher aus, als dass sie einen normalen Zustand schafften.

    Vor lauter Temesta und sonstigen dämmenden Mittelchen vegetierte ich vor mich hin. Wörter, Aussagen und Gesichter flogen an mir vorbei und nach etwas mehr als zwei Monaten Studium zog ich mit einer Mischung aus Hoffnungslosigkeit und Enttäuschung einen Schlussstrich.

    Der vergangenen Trennung nicht genug musste ich nun also auch meinen Traum aufs Studium aufgeben, kam mir immer hilf- und nutzloser vor, suchte Beschäftigung durchs Absolvieren des Zivildienstes. In einem Altersheim, umgeben von den Schmerzen und Todeswünschen alter und meist einsamer Menschen.

    Die rückblickend vielleicht schlechteste Entscheidung in meinem damaligen Zustand. Die beklemmende und triste Stimmung trieb mich nur mehr in die Hoffnungslosigkeit, Trauer und dem wachsenden Wunsch, meinem eigenen Leben entfliehen zu können.

    Was zu Beginn ein Wunsch nach der Flucht aus dem gefühlten Elend war, wurde je länger desto mehr zum Gedanken, dem Ganzen ein Ende zu setzen. Und mit dem Ganzen war mein Leben gemeint.

    Von einem Leben von dem in meinen Augen nicht mehr viel übrig war. Ich hatte schon länger die selbstmitleidige und zutiefst deprimierte "Alles ist verloren, nichts geht mehr"-Brille auf und einen Berg voller Wut, Frust und Selbsthass auf dem Rücken.

    Und dann kam er, der Morgen an dem ich nicht einmal mehr aus dem Bett kam. Der Morgen an dem sich alle schlechten Gedanken und selbstverletzenden Träumereien bannten und ich mir nicht mehr vorstellen konnte, noch einen Tag so weiter zu leben.

    Ich sagte meiner Mutter sie solle mich krank melden und mich am besten alleine zu Hause lassen. Trotz meinem Zustand versicherte ich ihr, dass sie keine Angst haben müsse, ich wolle nur meine Ruhe. Sie nahm mir meine Lüge ab und ging zur Arbeit.

    Was danach folgte war mein mentaler Tiefpunkt und ein gescheiterter Selbstmordversuch. Aufgewacht ihm Notfall, nachdem sie mir meinen Mix aus Tabletten und hartem Alkohol aus dem Magen gepumpt hatten, war meine Reaktion eine Mischung aus Erleichterung und Niedergeschlagenheit.

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    Zum einen der Gedanke "Zum Glück bin ich noch hier", zum andern "Herrjeh, nicht mal das kriegst du hin". Doch im Grossen und Ganzen war ich froh, nicht all meine Engsten und alles was mein Leben ausmachte verloren zu haben.

    Ich war an einem Punkt angelangt, wo es nicht mehr weiter runter ging. Über die nächsten Monate fand ich durch Gespräche, Therapie und viel Zeit zum Nachdenken den Weg zurück zu mir. Nicht gleich an den Punkt von Selbstliebe und Selbstachtung.

    Aber mir wurde klar, dass mein Dasein einen Wert hat und ich alles andere als einsam bin. Es dauerte Jahre um an den Punkt zu gelangen, an dem ich wusste, was ich machen will und was mich erfüllt. Ohne mich dabei von Leistung oder der Liebe und Bestätigung Anderer abhängig zu machen.

    Heute, gut sechs Jahre später, kann ich auf einen Lebensabschnitt zurückblicken, der mir durch all die Abgründe und den Weg zurück zur Hoffnung half, mich und auch andere Menschen mit ähnlichen oder denselben Problemen zu verstehen.

    Obwohl ich das Wort Probleme eher mit "Ängste", "Traumas" und "Zwänge" ersetzen würde, wenn ich sehe, woraus Depressionen ihre Wurzeln schlagen. Mittlerweile habe ich gelernt, meine Bipolarität zu akzeptieren und je länger desto mehr mit den damit verbundenen Hochs und Tiefs umzugehen.

    Beziehungsweise die Frühwarnzeichen zu erkennen und früh genug die Notbremse ziehen. Denn was ich vor allem zu akzeptieren lernen musste, ist die Tatsache, dass diese Krankheit ein Teil von mir ist, den ich nicht einfach auskurieren oder verdängen kann.

    Klar habe ich seit meinem ersten Zusammenbruch wieder Enttäuschungen, Liebesbrüche und Zeiten voller Trauer und Leere erlebt. Doch ich habe gelernt die Hoffnung nicht mehr einfach wegzuschmeissen, anderen und mir vergeben zu können und in schweren Zeiten nicht zu vergessen, dass die Leichtigkeit und Schönheit des Lebens trotz allem nicht verloren geht.

    Alles Menschliche kann versagen, jegliche Gefühle abhanden kommen und sämtliche Selbstachtung verpuffen. Doch wenn ich die Schönheit eines Sonnenaufgangs erblicke und die Leichtigkeit der Natur spüre, weiss ich, dass auch ich ein Strahlen in mir trage und nach der Schwere die Hoffnung folgt. Und die kann einem niemand nehmen.



  • Isabelle

    Es ist nicht immer einfach über die Vergangenheit zu reden. Darum fehlen noch Geschichten. Auf dem Blog findest du aber weitere bewegende Geschichten.

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